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6. Juni 2023Manfred Boldt aus Hesel läuft Marathon und das seit mehr als 30 Jahren.
Auch seine Krebserkrankung konnte ihn nicht stoppen. Kämpfen gehört für ihn zum Leben dazu.
Von Daniela Conrady (Text & Fotos)
Manfred Boldt bindet sich vor der Haustür seine Laufschuhe, stellt sich hin, atmet tief ein und startet langsam durch. Gleich um die Ecke beginnen der Wald und die Wiesen. Die Vögel zwitschern, Eichhörnchen kreuzen den Weg, auf dem Feld stehen Rehe. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint – Natur pur in Hesel in Ostfriesland. „Es ist herrlich“, lacht Boldt. „Ich genieße die frische Luft und das
alles noch mehr seit meiner Krankheit“, sagt der 72-Jährige im Vorbeilaufen. Fünf bis zehn Kilometer lang ist seine Hausrunde Richtung Firrel. Er trainiert zur Zeit drei- bis viermal in der Woche gemäß dem Motto „Einmal Läufer, immer Läufer“.
WIE ALLES BEGANN
Das war allerdings nicht immer so. „Als Kind war ich faul, was Sport anging. Mich wollte keiner in der Mannschaft haben“, M erinnert sich Boldt augenzwinkernd. Das Einzige, was den 1949 in Hohengaste geborenen Jungen damals interessiert hätte, wäre Fußball gewesen, aber das wollten seine Eltern nicht. Viele Jahre hat Boldt dem Sport den Rücken zugekehrt. Als Schriftsetzer bei der „Ostfriesen Zeitung“ hatte er wenig Bewegung und war mit 93 Kilogramm eher übergewichtig. Das war vor rund 30 Jahren. Damals begann sein laufbegeisterter Chef zu sticheln, dass Boldt den bevorstehenden „Ossiloop“ bestimmt nicht schaffen würde. „Dem zeig ich es“, hat Boldt damals gedacht und mit einem harten Trainingsprogramm begonnen.
„Anfangs bin ich 500 Meter gelaufen, dann 1000 und immer so weiter“, erinnert sich der heute durchtrainierte Rentner an das Jahr 1990. Stolz erzählt er, für den Ostfriesland Heimat bedeutet, wie er vier Monate später beim „Ossiloop – von Leer nach Bensersiel“ an den Start ging, und es nach sechs Stunden 11 Minuten und 44 Sekunden doch ins Ziel geschafft hat. LAUFEN WURDE ZUR LEIDENSCHAFT
Damit war das Eis gebrochen. Boldt wurde mit über 40 Jahren zum begeisterten Sportler. Laufen stand nun auf der Tagesordnung. Entgegen kam ihm seine Mittagsschicht bei der Zeitung, sodass er morgens
sein persönliches Laufprogramm absolvieren konnte. Jeden Morgen um acht Uhr lief er eine Stunde lang zwischen fünf und zehn Kilometer weit. „Danach habe ich mich gut gefühlt und war fit“, so Boldt. „Das Laufen hat mir den gewissen Kick gegeben.“ Sonntags trainierte er dann in einer Gruppe. Dort erfuhr er von Marathonläufen.
Die Teilnahme daran wurde zu seinem nächsten erklärten Ziel. In Vorbereitung darauf steigerte er zwei seiner wöchentlichen Trainingseinheiten auf je 30 Kilometer Länge, für die er drei Stunden unterwegs war.
1992 war es dann soweit. In Steinfurt bei Münster lief er seine ersten 42,195 Kilometer in knapp unter vier
Stunden (3:59:30 Stunden). „Es war der Hammer“, lacht der Ostfriese, der den Moment, als er das erste Abzeichen für die erfolgreiche Teilnahme an einem Marathon in den Händen hielt, als sehr bewegend
beschreibt.